Verpackt ist hier nur der Name
Je weniger Verpackung, desto witziger die Namen. In der relativ jungen Branche der Unverpacktläden – der erste wurde 2014 in Kiel eröffnet – finden sich tatsächlich eine relativ hohe Anzahl an witzigen oder zumindest humorig angehauchten Namen. Wortspiele sind erstmal vor allem eins: Hingucker. Humorvolle Aufhänger, die auffallen und durch einen "Stolperer" beim Lesen in unseren Köpfen hängen bleiben.
Wer also Füllbar oder Füllkorn liest, denkt automatisch an das zugrunde liegende "echte" Wort – also fühlbar oder Füllhorn – und stellt dann in einem zweiten Schritt den Bezug zum Kontext, dem Unverpacktladen her: Füll= einfüllen von Waren, Korn = gesunde Lebensmittel. Sehr wahrscheinlich also, dass man bei solchen Namen schnell das Spiel mit den Worten erkennt und den Namen als stimmig empfindet. Ist bisher kein anderer auf die gleiche Idee gekommen, hat man aus Sicht der Namensfindung alles richtig gemacht.
Der zweite Hauptgrund, aus dem man sich um so einen witzigen Stolperer bemüht, ist der sympathische Eindruck, den ein solcher vermittelt. Humorvoll-lustig wird mit freundlich-offen gleichgesetzt und wirkt locker und einladend. Insofern beantwortet das die Frage, ob man damit auch mehr Leute in den Laden lockt, eindeutig mit "Ja". Wer so einen witzigen Namen hat, wirkt sympathisch und macht einen positiven Eindruck.
© 1kilo; Quelle: zeit.de/zeitmagazin/2021/07
Was zuviel ist...
Schwierig wird es dann, wenn es ein wenig zuviel wird. Zuviel im Sinne von zuviele Namen in der gleichen Branche, die alle in diese eine Richtung gehen. So geschehen bei den Frisurläden, die sicher schon jedes mögliche oder auch unmögliche Wortspiel mit Haar, Kamm und Schere präsentiert haben. Auf dem besten Wege dazu die Friseurläden abzulösen sind die Lebensmittelbranche und Zahnärzte, die mit immer gewagteren Wortkreationen aufwarten. Und nun eben die Unverpacktläden. Die Branche ist noch jung, aber wenn einmal sämtliche Spiele mit Füllen, lose, ohne und unver- abgegrast sind, sollte man lieber auf eine andere Route setzen, um sich dann noch abzuheben. Noch ist es aber nicht so weit und es warten noch viele kreative Namens-Möglichkeiten, um sich individuell auszutoben.
Zuviel wird es auch, wenn zuviele Veränderungen oder "Stolperer" in einen Namen eingebaut werden. Das wirkt eher bemüht und kompliziert als locker und witzig. Man sollte es mit der Namensspielerei also nicht allzu sehr übertreiben und darauf achten, dass man beim Thema bleibt. So muss man beim Namen "sOHNEnschein," oder "Ohne Plapla" schon mehr als ein zweites mal hinschauen, um den Wortwitz mit dem Thema zusammenzubringen.
Weniger ist mehr, auch beim Namen
Toll ist, wenn der Begriff an sich unverändert bleibt, aber in einen anderen Bezug gesetzt wird. Dies ist auch ein Stolperer, aber nicht durch die Veränderung im Wort an sich, sondern den veränderten Bezug. "Abfüllbar", "Maßvoll" und "Ohne wenn und aber" oder einfach nur "Ohne" sind Ausdrücke, die im Duden stehen und als Namen für einen Unverpacktladen einfach neu interpretiert werden. Clever und originell!
Tatsächlich warnen würden wir vor allzu albernen Varianten, die kindisch oder sogar anzüglich wirken könnten. Immerhin ist ein Unverpacktladen ja ein durchaus ernstzunehmender Ansatz, wirklich etwas für die Umwelt, das Klima und die Nachhaltigkeit zu tun. Wenn dies zu sehr veralbert wird, könnten sich Kunden, die das Thema ebenfalls ernst nehmen, abschrecken lassen. "Naggisch" oder "Fräulein Lose" sind hier zumindest ziemlich mutig was die Namenswahl angeht. Aber zumindest auffallen tut man damit. Und besser mutig als langweilig und austauschbar.
Wir fassen also zusammen: Namen mit Wortspiel können clever sein, wenn man es nicht übertreibt. Merken kann man sich die Regel: Doppelt hält nicht besser! Sprich eine Veränderung im Wort ist erlaubt (Füllkorn), bei mehreren Abwandlungen oder solchen, die eine Schreibweise mit Großbuchstaben benötigen (wOHNEproppen), damit man sie überhaupt versteht, lieber nochmal darüber nachdenken, ob man da nicht zu sehr darüber stolpert ;-)
Etwas "Drumherum" tut auf jeden Fall gut, nicht bei der Verpackung, aber auf jeden Fall bei der Namensfindung.