Es gibt viele Wege, wie Firmen und Produkte ihre Namen bekommen. Einige der häufigsten Namen bestehen aus Akronymen, dem (zweiten) Vornamen des Gründers, oder Wortkreuzungen – BHS, Sainsbury’s bzw. Waitrose. Oder es sind einfach sinnträchtige Wörter aus dem Wörterbuch: Virgin. Einer der mutigeren Wege bei der Wahl eines Firmennamens ist jedoch ein Fantasiename.
Keine Namensidee? Denk dir einen Fantasienamen aus!
Eine Menge erfolgreicher Firmen haben genau das getan, besonders in der Nahrungsmittelindustrie. Denken Sie an den allseits beliebten Kinosnack Häagen-Dazs. Wenn du dir den Kopf darüber zerbrichst, welche verrückte Sprache wohl mit der Vokal-Suppe in Form von ä+a, gefolgt von einem Konsonanten-Salat wie z+s daher kommt, sei beruhigt: Das Wort wurde einfach erfunden.
Hä-ah-gen Datsz und Haaaagen Dasss
Die Idee war, Bilder vom alten Europa in der Seele des amerikanischen Verbrauchers hervorzuwecken. Die Botschaft lautete: Das Eis kommt nicht aus irgendeiner gesichtslosen Fabrik, beliefert mit Milch von Kühen, die niemals die Sonne gesehen haben, sondern vielmehr von glücklichen Rindern, gemolken vom guten alten Onkel Hans. Natürlich begann der richtige Spaß, als das Produkt zurück in seine angebliche Heimat "Europa" exportiert wurde, und verschiedene Sprachen nun verschiedene Probleme beim Aussprechen hatten.
Auf Deutsch liest sich der Name "Hä-ah-gen Datsz", während die Franzosen daraus "Haaaagen Dasss" machen. Der Effekt jedoch – fremdartig und ein bisschen über dem Durchschnitt zu sein – funktioniert in jeder Sprache, da das Wort in keiner davon zu Hause ist.
Ein wirklich cleverer Zug. Ganz im Gegenteil zum Ansatz der Konkurrenz, der Unilever "Herzmarke". Hier werden für jeden Markt unterschiedliche Namen verwendet. In Großbritannien ist es Wall's, in Deutschland "Langnese", in Frankreich "Miko"...
Ein anderes Beispiel bei den Nahrungsmitteln für frei erfundene Namen ist Ocado, ein schnell expandierender, britischer Lieferdienst für Frischwaren. Der Name wurde komplett erfunden, um "wie eine frische Frucht" zu klingen, wie der Gründer es ausdrückt. Natürlich entspricht es den letzten zwei Silben von Avocado, aber das scheint nie jemandem aufzufallen.
Bestimmte Silben sind tabu
Dies zeigt jedoch einen wichtigen Punkt bei Fantasienamen: Obwohl das Wort vielleicht gerade erst neu erfunden wurde, befindet es sich dennoch nicht im linguistischen Vakuum; und so sollte gut darüber nachgedacht werden, welche Assoziation der Klang hervorrufen könnte. Ein erfundener Name wie "Muffi" zum Beispiel, ist vermutlich kein großartiger Name für einen Lebensmittelhersteller: so klingt der Name zwar nett, erinnert jedoch an "muffig", was man nicht mit frischen Lebensmitteln in Verbindung bringen möchte. Sogar manche Silben können tabu sein: Im Englischen z.B. läuft alles mit "rot..." oder "pu/pew" Gefahr, dass Leute an "rotten" (faulig) oder "putrid" (verdorben) denken – auch wenn das erfundene Wort komplett anders ist, z.B. "Rotpu". Wenn Sie sich für einen Fantasienamen entscheiden, zahlt es sich also aus, Feingefühl für den Klang zu beweisen...
Der Kodak-Moment
Kodak-Gründer George Eastman tat genau das. Er wählte einen erfundenen Namen mit einem K am Anfang und am Ende, weil er K mochte und es für einen deutlichen und klaren Buchstaben hielt. Dann dachte er über einige der anderen Probleme von Fantasienamen nach: Wird er falsch ausgesprochen und zu welchem Ausmaß? Klingt er nach einem Plagiat eines anderen Namens? Funktioniert er in anderen Sprachen?
Und in vielerlei Hinsicht hat er alles richtig gemacht: Im Gegensatz zu C zum Beispiel, gibt es für K im Englischen eine sehr eindeutige Aussprache – fast immer ist es /k/, außer es folgt ein N. Das minimiert das Potential für Unklarheiten, wie auch die simplen Vokale O und A. Außerdem war das Wort so neu, dass es niemand als Markenverletzung ansehen konnte. Und schließlich funktioniert der Name in jeder Sprache – obwohl das angesichts hunderter Sprachen und einer begrenzten Anzahl an Lauten, die das menschliche Sprachorgan erzeugen kann, sehr sehr großes Glück ist...
Aber wollen wir wetten, dass "Ocado" irgendwo faulig bedeutet, und "Häagen" auf irgendeiner skandinavischen Insel der Name für eine Magenverstimmung ist...?
Welche Fantasy Names habt Ihr in letzter Zeit entdeckt?